80. Todestag der seligen Restituta – Helene Kafka

Am 30. März 2023 begehen wir den 80. Todestag der seligen Restituta, die im ehemaligen Hinrichtungsraum des Wiener Landesgerichts an diesem Tag im Jahr 1943 während der NS-Gewaltherrschaft enthauptet wurde.

Gedenkrundgang in der Brigittenau
Von 14.00 bis ca. 15.30 Uhr
findet ein  Gedenkrundgang für Sr. Restituta und die sechs mit ihr hingerichteten Straßenbahner aus der Brigittenau statt. Treffpunkt ist die Restituta-Gedenktafel in der Denisgasse 24, 1200 Wien, dem letzten Wohnhaus der Familie Kafka vor Helenes Ordenseintritt.
Um ca. 15.30 Uhr endet der Rundgang beim Mahnmal für Josef Friedl, Josef Krčmarik, Ludwig Kupsky, Johann Plocek, Leopold Slaby und Friedrich Stix vor dem Straßenbahnbetriebsbahnhof Brigittenau, Wexstraße 13-15, 1200 Wien. Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft der NS-Opfer-Verbände und Widerstandskämpfer/innen.

Gedenken im Wiener Landesgericht
Von 17.00 bis ca. 19.00 Uhr
gedenken die Franziskanerinnen von der christlichen Liebe und das Restituta-Forum der seligen Restituta im Wiener Landesgericht mit Präsident Mag. Friedrich Forsthuber – zunächst im Großen Schwurgerichtssaal und während der Todesstunde der seligen Restituta im ehemaligen Hinrichtungsraum mit einem Wortgottesdienst. Treffpunkt ist  pünktlich um 17.00 Uhr vor dem Landesgericht für Strafsachen Wien in der Wickenburggasse 22, 1080 Wien.
Achtung: Für die Teilnahme sind ein amtlicher Lichtbildausweis und Registrierung vor Ort sowie die  Anmeldung bis 29.3. unter sekretariat@franziskanerinnen.org erforderlich.

Widerstand Sr. Restitutas gegen das NS-Regime
Sr. Restituta erkennt die zutiefst widerchristliche und menschenverachtende Macht des Nationalsozialismus und tritt ohne Abstriche für Glauben, Recht und Menschenwürde ein. Im Herbst 1939 hängt die Kranken- und Ordensschwester Restituta in der neuen chirurgischen Station des Mödlinger Krankenhauses Kruzifixe auf. Sie weigert sich trotz strikten Befehls der Nationalsozialisten, die Kreuze wieder zu entfernen. Am 8. Dezember 1941 wird Sr. Restituta beim Diktieren eines pazifistischen und österreich-patriotischen „Soldatenlieds“ sowie eines Berichts über die von den Nationalsozialisten gestörte, im Freiburger Münster (D) abgehaltene „1. Bekenntnisfeier“ deutscher katholischer Jugend abgehorcht und denunziert.

Verhaftung, Todesurteil und Vollstreckung
Sr. Restituta wird am 18. Februar 1942 von der Gestapo aus dem Operationssaal heraus verhaftet und am 6. März 1942 in die Untersuchungshaftanstalt am Landesgericht Wien I, 1080 Wien, Landesgerichtsstraße 11, eingeliefert. In der Hauptverhandlung am 29. Oktober 1942 wird durch den 5. Senat des NS-Volksgerichtshofs unter dem Vorsitz des aus Berlin angereisten Senatspräsidenten Dr. Kurt Albrecht „die Angeklagte Kafka […] wegen landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode und zum Ehrenrechtsverlust auf Lebenszeit verurteilt.“ Am 30. März 1943 wird das Urteil vollstreckt: Um 18.21 Uhr wird Sr. Restituta im Landesgericht Wien I, gemeinsam mit 2 weiteren Frauen, 6 Straßenbahnern und 10 weiteren Verurteilten enthauptet. In 45 Minuten fallen 19 Menschenköpfe – im 2-3-Minutentakt!

Aus dem Brief des Redemptoristenpaters und Gefangenenseelsorgers am Landesgericht Wien P. Johann Ivanek an Generaloberin Sr. Immakulata Kandler – Wien, 30. September 1957
(…) Zuletzt bat sie [Anm. Sr. Restituta] mich, ich möge für sie beten, damit ihr kein langes Fegefeuer beschieden sei. – Spontan gab ich ihr zur Antwort: „Sie brauchen ohnehin nicht hinein! Denn Sie haben ja nichts mehr als das Leben. Opfern Sie das aus Liebe zu Gott, dann geht’s gleich in den Himmel!“ – Damit war sie sichtlich zufrieden. (…)
Als die Frauen zur Hinrichtung geführt wurden, blieb ich, da ich unterdessen Pause hatte, auf dem Gange stehen, um von der Schwester Restituta Abschied zu nehmen. Oberpfarrer Köck war ihr Seelsorger. Als die Schwester mich sah, bat sie: „Hochwürden, machen Sie mir das Kreuzerl auf die Stirne!“ Das tat ich; dann wurde sie vors Hochgericht geführt: Einige Sekunden – und der schwere, dumpfe Schlag des Fallbeiles sagte uns, dass der Himmel wieder um eine gottliebende Seele reicher war. – Nachher wurden die Hingerichteten gleich von uns eingesegnet, während der Scharfrichter die Guillotine neben uns vom Blute reinigte. (…)

Bildlegende:
Erika Schreihans. Durchgang der kleinen Schwester in die große Herrlichkeit. Acryl und Kreide auf Papier. 1999. © Foto: F. J. Rupprecht