Erbe und Auftrag

Gründung

Ordensgemeinschaften entstehen meistens auf Initiative einer einzelnen Gründerpersönlichkeit. Anders gestaltete sich der Beginn unserer Geschichte: Eine Gruppe von 95 jungen Frauen wurde am 10. Mai 1857 von Kardinal Joseph Othmar von Rauscher als neue Ordensgemeinschaft in Wien bestätigt.

Der Ursprung: Das Krankenhaus Wieden

Im Krankenhaus Wieden – einem ehemaligen Wiener Bezirksspital – suchten etwa zehn Jahre zuvor der Direktor und der Seelsorger Frauen, die bereit waren, als Mitglieder des weltlichen Dritten Ordens des heiligen Franziskus (heute: Franziskanische Gemeinschaft) die Krankenpflege zu übernehmen.
Die Pflegerinnen, die aus Wien und Umgebung sowie auch aus dem Ausland kamen, bildeten eine Gemeinschaft im weltlichen Dritten Orden. Am 29. Jänner 1848 erfolgte die erste Aufnahmefeier für diese „Tertiarinnen“ (=Drittordensschwestern), die zweite wurde aus politischen Gründen im Revolutionsjahr im Geheimen vorgenommen.

1854: Erster Statutenentwurf

Die „Tertiarschwestern“ strebten bald die Gründung einer Ordensgemeinschaft an.
Einen ersten Statutenentwurf, unterzeichnet von den Schwestern Viktoria Zitta, Lucia Rinerthaler und Petronilla Müller, reichten sie 1854 ein. Schon damals war es ihr Wunsch, unter dem Namen „Schwestern der christlichen Liebe“ anerkannt zu werden.

Da im Wiedner Krankenhaus eine Ordensgemeinschaft nicht gewollt war, gab es viele Schwierigkeiten zu überwinden. In der Bevölkerung jedoch hatten die Drittordensschwestern bereits einen guten Ruf. Zu den Befürwortern der Gründung zählte auch Innenminister Alexander Freiherr von Bach.

Besonderheit: 95 Gründerinnen

Am 10. Mai 1857 nahm der Erzbischof von Wien, Kardinal Joseph Freiherr Othmar von Rauscher, die Konstituierung und damit die Gründung vor.
95 Drittordensschwestern wurden an diesem Tag in das Noviziat aufgenommen und erhielten Habit, Gürtel und Schleier als Ordenstracht. Der offizielle Name der neuen Gemeinschaft war: „Barmherzige Schwestern vom III. Orden des hl. Franziskus, genannt von der christlichen Liebe“. Drei Elisabethinen vom Konvent Wien-Landstraße führten sie in das Ordensleben ein. Ein Jahr später legten die Schwestern die Ordensprofess ab und wählten eine eigene Oberin.

Der Weg zum eigenen Mutterhaus und Spital

Nachdem 1861 die Spitalsleitung den Vertrag ohne Angabe von Gründen gekündigt hatte, mussten sich mittlerweile 120 Schwestern um Arbeit und Wohnmöglichkeit umsehen. Der Glaube an ihre Berufung und an die Eigenständigkeit der Ordensgemeinschaft gab ihnen Zusammenhalt. Eine vorübergehende Unterkunft fanden sie unter anderem in der Wiener Laurenzgasse (5. Wiener Gemeindebezirk). Neben der Hauskrankenpflege übernahmen sie auch verschiedene andere Tätigkeiten, um den Fortbestand der Gemeinschaft zu sichern. Nachdem die Statthalterei eine Sammelbewilligung genehmigt hatte, führten sie Bettelgänge weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus.

1865 erfüllte sich schließlich der Wunsch nach einem eigenen Mutterhaus und Spital durch den Erwerb zweier Häuser in der Hartmanngasse. 1888 wurde ein Neubau für Mutterhaus und Spital begonnen und mit der Segnung am 17. September 1890 vollendet.

Gründung von Niederlassungen in Österreich

Das Wachsen der Ordensgemeinschaft und der Ruf nach Schwestern zu verschiedenen Diensten führten zur Gründung von Niederlassungen. Die Schwestern arbeiteten in Kindergärten, Waisenhäusern, Nähschulen und Seminarküchen. Der Schwerpunkt der Tätigkeit lag von Anfang an in der Pflege der kranken und alten Menschen sowohl in ordenseigenen wie auch in öffentlichen Einrichtungen.

Gründung von Niederlassungen in Europa

Außerhalb Österreichs gab es eine Zeit lang Niederlassungen in Tschechien, Ungarn und Bayern sowie in Polen, wo kurzfristig auch ein Noviziat geführt wurde. Aus diesen Ländern sowie aus Slowenien und Kroatien traten Kandidatinnen in unsere Ordensgemeinschaft ein.

Gründung und Entwicklung der Provinz Argentinien

Nach den ersten nationalsozialistischen Maßnahmen gegen Klöster und Ordensgemeinschaften wurden 1939 fünf Schwestern nach Buenos Aires entsandt, um den Fortbestand der Kongregation zu sichern. Auch dort begannen sie zunächst in der Krankenpflege zu arbeiten. Bereits zwei Jahre nach der Ankunft in Buenos Aires, am 10. Mai 1941, wurde ein Noviziat errichtet, und junge Frauen konnten in die Gemeinschaft aufgenommen werden.